"Perfektionismus" kann recht praktisch sein.
Mit Perfektionisten umzugehen, kann bedeuten, dass Dinge schnell und zuverlässig gut erledigt werden.
Doch wie geht es denjenigen, die immer alles „perfekt“ zu machen versuchen ? Bloß niemals Fehler machen ? Oft sorgt dieses Streben für nennenswerten eigenen Schmerz.
Doch immer der Reihe nach, bevor wir uns den Ursachen von Perfektionismus zuwenden.
Kommt dir hiervon etwas bekannt vor ?
- Selbst bei alltäglichen Dingen, die du tust, hast du Zweifel, ob du sie gut genug machst.
- Du erwartest du von dir höhere Leistungen, als von anderen.
- Du kommst gelegentlich mit deiner Arbeit in Rückstand, weil du sie aus deiner Sicht nicht „gut genug“ machst, und noch verbessern willst.
- Du setzt für dich höhere Maßstäbe an, als andere es tun.
- Du nimmst oft Stress in Kauf, um keine Fehler zu machen, die andere sehen könnten ?
- Du hattest als Kind Schwierigkeiten, weil deine Eltern oder Lehrer oft nicht zufrieden mit dir waren ?
Die wenigsten Menschen, die Perfektionismus als eines ihrer Haupt-Ziele empfinden, sind sich bewusst, warum das so ist, und wohin sie das führt. Doch viele spüren, dass sie unter ihrem Perfektionismus leiden.
Um aus diesem Zwiespalt zwischen „alles immer besser machen“ und „ich bin noch immer nicht gut genug“ zu entkommen, hilft es zunächst, die Situation besser zu verstehen. Dann kann man an Lösungsmöglichkeiten denken.
Perfektionismus kann dein Leben dominieren.
Perfektionismus ist eine Lebenseinstellung
Das ist viel mehr als eine „Verhaltensweise“. Und diese kann eine ganze Menge an Leiden verursachen:
- Erschöpfung
- Depression
- Anspannung
- Schlaflosigkeit
- Ängste
- Enttäuschung über dich selbst
- Reizbarkeit, wenig stabile Gefühle
- und vor allem: Stress
Dies alles führt zu Schwächung des Immunsystems und oftmals zu Problemen innerhalb unserer Beziehungen und der Lebensgestaltung im Allgemeinen.
Einfach den Perfektionismus "bleiben lassen" geht ja gar nicht !!
Wenn du der Typ bist, der streng zu sich selbst ist und immer versucht, allen Ansprüchen zu genügen (und dann noch besser zu sein, als die eigenen Ansprüche), dann weißt du ganz genau: Du kannst nicht einfach deine Anforderungen an dich senken und ab sofort „unvollkommen“ arbeiten und leben.
Hast du eines dieser Dinge erlebt ? Ursachen des Perfektionismus
Dies ist Spekulation, aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass du in früheren Zeiten deines Lebens die eine oder andere dieser Situationen hast erleben müssen:
- Scheidung deiner Eltern
- Ständigen Streit in deiner Familie
- Einen (oder beide) Elternteile, die selbst Perfektionisten waren, und auch dich „perfekt“ haben wollten
- Einen Alkoholiker als Elternteil
- Ablehnung oder Vernachlässigung durch deine Eltern (oder einen Elternteil)
- Mobbing durch Mitschüler oder Lehrer
Oder aber: - Du bist intelligent und fähig, und deine Lehrer und Eltern haben dies erkannt und dich immer stärker angestachelt, besser und besser zu werden: Bessere Noten, bessere Ausbildung, besserer Beruf … Dies ist die „in Fleisch und Blut“ übergegangen.
Der eigene Perfektionismus: Ursachen verstehen
Der folgende Gedankengang kann hilfreich sein, um den eigenen Perfektionismus und seine Ursachen zu verstehen:
Das Bestreben, Dinge „perfekt“ zu machen, ist eine Möglichkeit deines Inneren, die Dinge unter Kontrolle zu halten.
Wenn du als Kind vielleicht schon möglichst „perfekt“ warst (zumindest manchen Menschen gegenüber), dann hast DU damit die Kontrolle übernommen, ob du geschimpft oder gelobt wirst, ob du dich schämen musst oder entspannen kannst, weil andere zufrieden mit dir sind.
Freilich: In normalem Maße ist das der Weg, wie Menschen lernen, Dinge besser zu machen. Dass ein Kind tut, was seine Mama offenbar glücklich macht, ist normal und hilfreich, um zu lernen.
Doch wenn Situationen und Beziehungen um das Kind nicht auf gesunde Weise wohlwollend und hilfreich sind, dann muss das Kind mehr und mehr tun, um Kritik und sogar Spott zu vermeiden. Hier entwickelt sich beinahe automatisch: Perfektionismus!
"Perfekt" zu sein, gibt dir die Kontrolle über Kritik und Lob der anderen
Das "Problem an der Sache"
Das eigentliche Problem an der Sache ist, dass jemand, der in dieser Situation steckt, meist sehr genau die „Standards“ einer Aufgabe kennt. Und dann, selbst wenn er sie erfüllt, noch immer denkt, er würde zurückgewiesen oder abgelehnt werden, wenn er sie einfach nur „erfüllt“.
Die Folge: Man schraubt die eigenen Standards immer weiter nach oben. Das kann mit hoher Wahrscheinlichkeit nach Jahrzehnten zu Depressionen und Gesundheitsproblemen führen.
Was also in dieser Situation tun ?
Ein erster Schritt ist, wie so oft: Es sich bewusst zu machen. Sich darüber klar zu werden, dass man auf sehr hohem Standard operiert und viel von sich verlangt. Oftmals kommt hier der Gedanke hoch „Ich bin ja noch immer so un-perfekt! Wie soll ich davon noch mehr abweichen ?!?“
Vielleicht hilft es, darüber nachzudenken, was dich dein Perfektionismus in Wahrheit KOSTET ! Und wie viel leichter du Fehler machst, wenn du aus Stress, innerem Druck oder Verzweiflung handelst!
Zugegeben: Der Weg zu einem guten Selbstwert mit gesunder Selbst-Einschätzung dauert ein Weilchen, wenn man sein Leben lang mit sich selbst als Perfektionist gelebt hat. Aber er lohnt sich, das ist sicher!
Dieser Weg bringt dir Ruhe, Frieden, Stabilität und Lebensfreude.
Das lohnt sich !
Ruhe, Frieden und Stabilität erwarten dich, wenn du loslässt.
Sei gespannt auf Teil 2 dieses Blogs, der dir Techniken und Hilfestellungen geben wird, deinen Perfektionismus zu transformieren.