Sei mal ein wenig tolerant mit dir selbst !!
Wohlmeinende Mitmenschen wollen mit solch einer Aussage Gutes bewirken. Und doch entsteht damit in unserem Inneren gelegentlich noch mehr Stress. Warum ist das so ?
Weil wir sofort innerlich kontern:
Wie soll ich tolerant mit mir selbst sein, wo ich doch diesen und diesen Fehler habe oder immer wieder dies und jenes falsch mache ?!?
Wenn ich auch noch tolerant mit mir wäre, dann hätte ich ja gar keine Disziplin mehr !!
Ein klassisches Beispiel:
Wieder einmal mehr Schokolade gegessen, als wir „eigentlich nicht essen wollten“. Die
Selbstkritik danach ist schon automatisiert und schnell erledigt. Es tut weh und ärgert uns manchmal einen ganzen Tag lang. Und wir hoffen, das wir uns selbst dadurch in den Griff kriegen und die Schokolade das nächste Mal neben uns den ganzen Tag unverzehrt liegen bleibt.
Doch: ist es so ?!?
Hand auf’s Herz: wie oft hat es tatsächlich etwas gebracht, wenn du dich selbst schimpfst und dir Vorwürfe machst ?
Wie viel disziplinierter bist du dadurch geworden ??
Was also ist der richtige Weg ? Sich alle Schokoladen der Welt zu erlauben und sich selbst nicht mehr dafür zu maßregeln ?
Wir sollten einen anderen Ansatzpunkt wählen
Verständnis für uns selbst. Man kann auch sagen: Selbst-Empathie.
Für viele ist es undenkbar, im Moment nach der „Schokoladen-Orgie“ auch noch freundlich oder gar liebevoll zu seich selbst zu sein.
Das hat man nicht verdient.
Das führt dazu, sich gehen zu lassen.
Das ist völlig unangebracht.
Fragen wir uns zunächst mal: Wie ist es bei Kindern ?
Machen Kinder mehr Fortschritte, wenn man sie schimpft und ermahnt, oder wenn man ihnen sagt: „Ich mag dich trotzdem. Wie kann ich dir helfen, das zu verbessern ?“
Machen Kinder mehr Fortschritte, wenn man sie schimpft und ermahnt, oder wenn man ihnen sagt: „Ich mag dich trotzdem. Wie kann ich dir helfen, das zu verbessern ?“
Viele Menschen setzen das bei ihren Kindern um aber: Sie vergessen, es bei sich selbst zu tun und bleiben im „Selbstkritik-Modus“ stecken.
Was weiß die Wissenschaft zu diesem Thema ?
Wie wirkt sich ganz konkret sich eine Haltung der Selbstfürsorge und der Selbst-Empathie auf den Menschen aus ?
Es tatsächlich Ergebnisse, die spannend und hilfreich sind.
Eine klare Sprache sprechen zahlreiche Studien zu den Wirkungen von Selbstkritik:
- Selbstkritik erhöht das Cortisol-Level und damit den Stress.
- Selbstkritik wird in ursächliche Verbindung zu Depression gebracht.
- Selbstkritik fördert die Angst vor Versagen.
- Selbstkritik fördert Esstörungen.
Wie aber wirkt Selbst-Toleranz und Selbstfürsorge auf unsere Motivation ?
Eine Studie der Universität Berkley hat Menschen in gezielten Lernaufgaben untersucht.
Die Teilnehmer, die man zuvor in einen selbst-empathischen Zustand versetzt hatte und die positive Selbst-Suggestionen ausgesprochen hatten, blieben auch nach Misserfolgen in der (schwierigen) Lernaufgabe länger dran und waren sogar noch von sich selbst aus motiviert, einen zweiten Anlauf zu starten, und blieben länger dabei, als die Kontrollgruppe.
Also: Selbst-Fürsorge stärkt die Motivation, sich zu ändern und die Toleranz gegenüber eigenen Fehlern (anstelle von Selbstkritik) lässt Menschen konsequenter an ihren Zielen dranbleiben.
Was geschieht mit unseren negativen Gedanken, wenn wir selbst-fürsorglich sind ?
Es gibt Studien, die zeigen, dass Menschen, die Selbst-Fürsorge und Selbst-Empathie pflegen und üben, ebenso auch noch negative Gedanken und Ideen haben. Nur: Sie kleben nicht daran, sie halten sie nicht fest, verfolgen sie nicht weiter. Sie lassen sie ziehen und halten sich an die positiven Vorstellungen.
In einer Studie mussten Probanden eine Woche lang täglich einen Brief mit Inhalten der Selbst-Empathie an sich selbst schreiben. Diese Menschen zeigten noch 3 bis Monate danach signifikant verminderte Depression und sogar noch 6 Monate danach signifikant erhöhtes Glücksempfinden ! Interessant ist, dass die Kontrollgruppe in dieser Studie einen Brief mit Erinnerungen an ihre frühe Kindheit schreiben mussten. Auch wieder einmal ein Hinweis, dass Auseinandersetzung mit der Kindheit nicht der beste Weg ist, Wohlbefinden und Glücksgefühle zu erlangen !
Selbst-Fürsorge und Gefühlskontrolle
Man könnte annehmen, dass erhöhte Selbstfürsorge die Gefühlskontrolle schmälert, weil mach „nachgiebig“ oder „weich“ wird. Studien zeigen: genau das Gegenteil ist der Fall !! Beispielsweise zeigt eine Studie aus 2018, dass übergewichtige Menschen, die Achtsamkeits- und Selbst-Fürsorge-Training durchführten, bessere Gefühlskontrolle hinsichtlich dem Essen hatten und mehr Spielraum gewannen, um emotionale Strategien zu entwickeln, die emotionales Essen kontrollierten.
Menschen, die in einer selbst-fürsorglichen Haltung leben, stärken gleichzeitig ihre Achtsamkeit und Resilienz, das zeigen mehrere Studien. In diesem Sinne gelingt es Menschen mit diesem Hintergrund leichter, disziplinierte Verhaltensweisen einzurichten und dabei zu bleiben.
So gibt es eine direkte Verbindung zwischen Selbstfürsorge und erhöhtem Glücksempfinden, Wohlbefinden und Gesundheit.
Eine klare Sprache.
Wenn das nicht motiviert !?!
Du siehst: Es kann nichts geschehen, wenn du selbst-fürsorglich wirst, du kannst nur auf allen Ebenen profitieren und ebenso auch die Menschen um dich herum. Und du kommst so in die Voraussetzung, die du brauchst um deine Vision, deinen großen Wunsch wahr werden zu lassen !
Was ist also nun mit der Schokolade ?
Um einen vernünftigen Umgang mit Genüssen wie Schokolade zu erlangen, reicht es gewiss nicht aus, sich selbst gegenüber in kritischen Momenten tolerant zu sein. Doch Toleranz und Selbstfürsorge ändert das Bewusstsein und die Herangehensweise an alle wesentlichen Lebensthemen. Es lohnt sich wirklich, sich diesen „Vorschuss“ zu gönnen und mit sich selbst ein wenig Nachsicht zu üben. Auch wenn es dadurch nicht augenblicklich leichter wird, mit inneren Zwängen umzugehen. Doch man legt, wie in guten Beziehungen, dadurch eine Grundlage, auf der sich Neues bauen lässt.
Ich habe das sehr sehr oft erlebt ! Ich wünsche dir, dass du es erkennst und umsetzen kannst !
Monika 🌱🌺
Anmerkung:
Eine sehr ausführliche wissenschaftliche Literaturliste zu diesem Thema findest du auf dieser großartigen Website zur Selbstfürsorge von Prof. von Kristin Neff.